klappbare Reiseapotheke mit teilweis gefüllten Behältern aus Glas und Zinn, im Vordergrund elf wertvolle Augsburger Silbergefäße, Bestandteil einer kostbaren Reiseapotheke
Familienbild aufgenommen zu Weihnachten im Jahr 1896 im ersten Stock des Peer-Hauses in Brixen. Dargestellt sind: v.l. Anna Peer-Mader, Dr. med Ignaz Mader, Rechtsanwalt Dr. Anton Winkler, Maria Peer-Winkler, Therese Mayr-Peer, Apotheker Ignaz Peer, Rechtsanwalt Dr. Gottfried Marchesani, Apotheker Friedrich Peer, Therese Peer-Marchesani. Aufnahme Anton Winkler.
Taschenbuch für Scheidekünstler und Apotheker
[Hrsg.: Christian Friedrich Bucholz. Johann Friedrich August Göttling]
Almanach oder Taschen-Buch für Scheidekünstler und Apotheker. Chemisches Taschenbuch für Aerzte, Chemiker und Pharmaceuten. D. J. B. Trommsdorff's Taschen-Buch für Chemiker und Apotheker

Wer brachte den Eisacktalern das Himbeer-Kracherl?

Ignaz Peers Sodawasser-Produktion

Um den Geschäftsrückgang seiner Apotheke aufzufangen, installierte Ignaz Peer 1870 in seinem Garten eine Anlage zur Herstellung von Sodawasser. Das neue Produkt verkaufte sich sehr gut, und schon bald gab es in vielen Gasthöfen des Eisacktales die "Peer’schen Kracherlen" mit Himbeer- oder Limonadengeschmack zu trinken.

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Weshalb hatte der Stadtapotheker selbst im Krieg noch Butter?

Laugenstein als Tauschmittel

Im Zweiten Weltkrieg war die Versorgungslage an der sogenannten "Heimatfront" wesentlich besser als im Ersten Weltkrieg. Dennoch blühte der Tauschhandel. Während Vater Friedrich Peer zwischen 1914 und 1918 vornehmlich den Zuckerersatzstoff Sacharin gegen Lebensmittel bei den Bauern eingetauscht hatte, setzte Ignaz Peer den begehrten Laugenstein zur Herstellung von Seife als Zahlungsmittel ein. Bei Kriegsende gab es für 1 kg Laugenstein 1 kg Butter.

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Woher kommt eigentlich die Homöopathie?

Die Homöopathie

Die Homöopathie entstand als Gegenpol zur Schulmedizin, die bis ins 18. Jahrhundert die meisten Erkrankungen mit Aderlaß, Erbrechen und Abführen behandelte. Der Arzt Samuel Hahnemann beobachtete an sich selbst, daß Arzneimittel je nach Dosierung gegensätzliche Wirkung zeigen. Aus diesen persönlichen Erfahrungen entwickelte er ein eigenes Therapiekonzept und nannte es "Homöopathie". Im Gegensatz zur Schulmedizin gilt der Grundsatz: "Ähnliches wird mit Ähnlichem geheilt". Wer also Fieber hat, bekommt eine Arznei, die Fieber erzeugt. Aber in so geringer Menge, daß sie den Körper dazu anregt, selbst damit fertig zu werden. Bis heute gibt es für Apotheken keine Verpflichtung, diese Mittel zu führen. Deshalb wurden von wohlhabenden Bürgern früher Taschenapotheken mit einer "homöopathischen Grundausstattung" verwendet.

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Was machte das Leben in Brixen zur Zeit von Anton Peer so gefährlich?

Großbrände und Überschwemmungen

Obwohl Verarmung und Elend der Brixner Bevölkerung um 1830 langsam zu Ende gingen, dauerten bereits bekannte Gefahrenherde weiter an. Wiederholt suchten Großbrände die Stadt heim, etwa 1839/40, als an der Westseite der Altenmarktgasse mehrere Häuser niederbrannten, darunter auch das Kloster und die Kirche der Englischen Fräulein sowie das Elternhaus von Katharina Röder, der Frau von Anton Peer. Auch Überschwemmungen blieben nicht aus. So überflutete der Eisack um 1839 das Stadtzentrum und drang auch in die Offizin der Stadtapotheke ein. Die Häuser in der Adlerbrückengasse haben von Nord nach Süd ein relativ starkes Gefälle. Bei Überschwemmungen konnte das Wasser leichter abfließen. In der Apotheke zog man einfach die untersten Schubladen heraus.

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Welches Ereignis begeisterte den Stadtapotheker im Frühjahr 1848?

Die "Märzrevolution"

wird auch in Brixen zunächst stürmisch begrüßt. Nach Jahrzehnten der Kontrolle durch die Obrigkeit wünschen sich viele Bürger eine verstärkte Teilnahme am politischen Leben. Sie verlangen Pressefreiheit und eine Verfassung. Die Familie Peer stand auf der Seite jener, die den großen Umbruch befürworteten: Neben den Großstädten Paris, Berlin und Wien griffen auch kleine Provinzstädte den politischen Wandel begeistert auf. Die Peers waren wie andere Brixner Bürger für politischen und wissenschaftlichen Fortschritt offen. Als die Revolution im Sommer 1848 jedoch radikalere Züge zeigte, schwand ihre Euphorie alsbald.

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Was brachte endlich Licht ins Dunkel der Bischofsstadt?

Die Elektrifizierung

Der Stadtapotheker Ignaz Peer hatte bereits um 1880 sein Haus durch eine Acethylenbeleuchtung erhellt. Zu Weihnachten 1903 erstrahlte aber ganz Brixen erstmals in elektrischem Licht, nachdem die Stadt das neue E-Werk in der "Rundl" unweit Brixens in Betrieb genommen hatte.
Der "Strom der Zeit" veränderte den Alltag und die Wirtschaft der Stadt von Grund auf.

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Was verschaffte den Brixnern 1964 einen völlig neuen Weitblick?

Die Plose-Seilbahn

Im Februar 1964 ging für viele Brixner ein lang gehegter Wunschtraum in Erfüllung: Zum ersten Mal verkehrte die neue Plose-Seilbahn von Brixen-Milland bis dicht unter die rund 2500 m hohe Plose. Bereits um 1910 hatte Bürgermeister Guggenberg konkrete Pläne zum Bau einer Seilbahn auf die Plose entwickelt, die dann jedoch unausgeführt blieben. Mit der Seilbahn wird die Plose zum attraktiven Schigebiet, das zwar im Schatten von Gröden oder des Kronplatz steht, aber als landschaftlich besonders reizvoll gilt.

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Weshalb entwickelte Friedrich Peer seine Fotoplatten selbst?

Ein leidenschaftlicher Fotograf

Friedrich Peer war ein leidenschaftlicher Fotograf, der bei Sonntagsausflügen die pittoresken Landschaften Südtirols ablichtete und zuhause immer wieder seine eigene Familie für die Kamera inszenierte. In einem Nebenraum der Apotheke stellte er Glasplatten für den benachbarten "Kammerfotografen" Rudolf Largajolli oder für den Eigenbedarf her. Amateurfotografen konnten sich zu dieser Zeit in der Stadtapotheke auch mit Fotomaterialien eindecken.

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Was geschah in der "Brixner Feuernacht" vom 6. Dezember 1809?

Ein Racheakt französischer Soldaten

Im frühen Winter 1809 wurden in und um Brixen an einem einzigen Abend rund 120 Bauernhöfe von Soldaten der Napoleonischen Armee niedergebrannt. Die grausame Repressalie war die Antwort auf einen letzten Aufstand der Bauern der Umgebung, die versucht hatten, die französische Herrschaft abzuschütteln. Hunderte Familien verloren durch die brandschatzenden Truppen auf einen Schlag ihre Existenz und kamen erst nach Jahrzehnten wieder mühsam nach oben. Auch das "Purwaldergut" von Johann Peter Paul Peer wurde eingeäschert und musste neu errichtet werden.

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Warum standen die Zeichen der Zeit für Friedrich Peer zunächst so gut?

Brixen als eine blühende Kurstadt

Im Jahrzehnt vor 1914 wandelte sich Brixen aus kleinstädtischen Verhältnissen zur blühenden Kurstadt. Dies war die positive Folge einer europaweit günstigen Wirtschaftsentwicklung. Zugleich verdankte sie ihren Aufstieg aber auch dem weitblickenden Engagement des Bürgermeisters Otto von Guggenberg (1903–1913). In seiner Ära wurde Brixen eine "moderne" Stadt mit Kanalisation, elektrischem Strom, regem Automobilverkehr und wichtigen öffentlichen Bauten. Der Erste Weltkrieg setzte dem Aufstieg - und den damit verbundenen großen Zukunftshoffnungen - ein jähes Ende. 1915 bis 1918 litten viele Brixner wie hundert Jahre zuvor unter Hunger, Not und Entbehrungen.

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Welchen fachkundigen Apothekergehilfen hätte sich Johann Peter Paul gewünscht?

Friedrich Wilhelm Sertürner entdeckt das Morphin

Im Jahr 1804 gelingt dem 21jährigen deutschen Apothekergehilfen Friedrich Wilhelm Sertürner eine sensationelle Entdeckung: Bei seinen Versuchen mit Opium kann er eine kristalline Substanz isolieren, die er als "schlafmachendes Prinzip" bezeichnet und "Morphium" nennt.
Die Entdeckung wird von der Fachwelt zunächst mit Skepsis betrachtet. Sertürner gibt nicht auf, er testet den Stoff an seinem Hund und sogar an sich selbst. Erst 1817 fanden seine Veröffentlichungen wissenschaftliche Anerkennung. In kurzen Abständen wurde eine Vielzahl von Pflanzeninhaltsstoffen entdeckt, die sich alle auf die gleiche Weise gewinnen ließen: Codein, Narkotin, Coffein, Chinin, Strychnin usw. Die im Opium enthaltenen Wirkstoffe erwiesen sich als starke Schlaf- und Schmerzmittel, hatten aber die unerwünschte Begleiterscheinung, daß sie abhängig machten. Bis heute ist die Entwicklung hoch wirksamer und gleichzeitig nebenwirkungsfreier Schmerzmittel nicht völlig gelungen.

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Wie veränderte sich Brixen in den 1970ern?

Industriestadt Brixen?

1969 wurde der Plan der Hannoveraner Reifenfabrik "Continental" bekannt, in Brixen eine Niederlassung zu errichten. In Anbetracht des langsamen Wirtschaftswachstums der Stadt war die Perspektive einer starken Industrie mit über 1 000 neuen Arbeitsplätzen zunächst sehr attraktiv. Bald aber entstanden Widerstände: Viele Brixner befürchteten Zuwanderung und eine allzu starke Veränderung des sozialen Gleichgewichts, auch ökologische Bedenken wegen drohender Emissionsschäden wurden laut. Zwei Jahre lang wurde das Projekt heftig debattiert. Nach einer Großkundgebung blies die "Continental" das Vorhaben ab. Auf dem bereits als Industriegebiet gewidmeten Areal südlich der Stadt entstanden in der Folge Klein- und Mittelbetriebe mit guten, krisensicheren Arbeitsplätzen.

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Was nahm den Tabletten ihren bitteren Beigeschmack?

Seit Ende des 19. Jahrhunderts konnte man Pulver zu Tabletten pressen. Dies erhöhte die Haltbarkeit und ermöglichte die Herstellung in großen Mengen. Den oft bitteren Geschmack oder unangenehmen Geruch der Arzneistoffe versuchte man mit Hüllen und Überzügen zu verdecken. Dragees wurden erstmals in Frankreich hergestellt und den Konditoren abgeschaut, die mit dieser Methode Süßigkeiten produzierten. Die aufblühende pharmazeutische Industrie entwickelte rotierende Dragierkessel, in denen die Tabletten mit Zuckerlösungen besprüht wurden. Anschließend breitete man sie auf Sieben zum Trocknen aus und wiederholte den Vorgang "Sprühen - Trocknen", bis die Tabletten mit etwa 5 Schichten überzogen waren. Weil man die Sprühlösung leicht färben konnte, ging es in der Apotheke immer bunter zu.

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Welche "Breatln" halfen den Brixnern bei Kopfschmerzen?

Aspirin

Schon im Altertum war die Weidenrinde als Heilmittel gegen rheumatische Beschwerden bekannt. Bei den im 19. Jahrhundert üblichen pflanzenchemischen Untersuchungen wurde in der Weidenrinde der Wirkstoff "Salicin" entdeckt. Die Suche nach einer synthetischen Herstellungsmethode führte zunächst zur Salicylsäure. Sie hatte aber einen kratzenden Geschmack, reizte die Magenschleimhäute und führte zu Ohrensausen. Erst die Weiterentwicklung zur Acetylsalicylsäure, kurz ASS genannt, erwies sich als Volltreffer. Um 1900 brachte die Firma Bayer ASS unter dem Markennamen "Aspirin" in den Handel. Bei den Grippe-Epidemien der folgenden Jahre erlangte das neue Präparat große Verbreitung. Wegen ihrer flachen Form erhielten die Tabletten im hiesigen Volksmund den Spitznamen "Weiße Breatln". Aspirin zählt zu den bekanntesten Arzneimitteln und ist auf der ganzen Welt erhältlich. Außer der üblichen Verwendung wird der Wirkstoff in geringerer Dosierung auch als Blut verdünnendes Mittel zur vorbeugenden Behandlung von Thrombosen, Herzinfarkt und Schlaganfall eingesetzt.

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Was ließ selbst den stärksten Pusterer Bauern in Ohnmacht fallen?

Lachgas, Äther und Chloroform

Die Entdeckung der ersten Narkosemittel zum Einatmen (Inhalationsanästhetika) hängt mit der allgemeinen Erforschung der Gase zusammen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts formulierte der französische Physiker Gay-Lussac die Zusammenhänge zwischen Druck, Temperatur und Ausdehnung von Gasen. Ein amerikanischer Zahnarzt setzt 1844 erstmals Lachgas zur Schmerzlinderung beim Zahnziehen ein. Äther war zwar seit alchemistischer Zeit bekannt, aber seine narkotisierende Wirkung wurde erst jetzt genutzt. Nach erfolgreichen Versuchen an Hunden wagte man sich an eine größere Halsoperation unter Äthernarkose. Fast zeitgleich setzte die Verwendung von Chloroform ein. Der berühmte Chemiker Justus von Liebig hatte es synthetisch hergestellt. Chloroform ließ sich besser dosieren als Äther und setzte sich deshalb durch. Bereits in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die Firma Merck in Darmstadt mit der industriellen Produktion dieses Narkosemittels. Aufgabe der Apotheke war es, solche Chemikalien in besonders reiner Form und bester Qualität zur Weitergabe an Ärzte und Krankenhäuser vorrätig zu halten.

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Weshalb gab es 1833 in ganz Tirol keinen Kräutertee mehr?

Die Cholera

1831 gelangte die "morgenländische Brechruhr" auch nach Tirol. Der grausame Verlauf und die Todeshäufigkeit der Epidemie versetzten die Menschen in Angst und Schrecken. Die Ursachen der Cholera waren damals noch unbekannt. Die Ärzte versuchten ihre Patienten mit Warmhalten des Körpers, Essigdämpfen und Kräutertees zu heilen. Der Bedarf an Choleratee aus Melisse, Kamille und Krauseminze war so groß, daß diese Kräuter in Tirol nicht mehr zu bekommen waren. Die Stadtapotheke hatte einen verläßlichen Lieferanten in München gefunden und konnte die Brixner Bevölkerung "ordnungsgemäß" versorgen. Auch heute noch ist der Apotheker per Gesetz verpflichtet, alles zu tun, damit die Bevölkerung die notwendigen Arzneimittel erhält. Sind bestimmte Medikamente Mangelware, muss er sich um gleichwertigen Ersatz bemühen.

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Welche Medikamente sollten alle Infektionskrankheiten besiegen?

Heilendes Arsen und Penicillin

Jahrhunderte lang war die Geschlechtskrankheit Syphilis eine Volksseuche. Kurz nach 1900 wurde der Erreger identifiziert, und die systematischen Arzneimittelversuche Paul Ehrlichs führten bald zum Erfolg. Mit der Entdeckung der organischen Arsenverbindung "Salvarsan" war ein Präparat gefunden, das die Krankheitserreger "chemisch gezielt" schädigte. Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen brachte mit der Einführung der Sulfonamide weitere Erfolge gegen bakterielle Erkrankungen, und 1942 kam das von Alexander Fleming entdeckte Penicillin in den Vereinigten Staaten auf den Markt. Durch einen glücklichen Zufall gefunden, hat dieses erste Antibiotikum bis heute Millionen von Menschenleben gerettet. Lungenentzündung, Geschlechtskrankheiten und Hirnhautentzündung wurden behandelbar; die gefürchteten Infektionen nach Operationen vermieden.
Heute steht eine breite Palette verschiedener Antibiotika zur Verfügung. Allerdings entwickeln sich bei zu häufiger Verwendung und unsachgemäßer Einnahme besonders widerstandsfähige, sogenannte resistente Krankheitskeime.

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Wodurch gelangt Brixen um 1830 wieder zu bescheidenem Wohlstand?

Der Bau der "Franzensfeste"

Um 1830 leben etwa 50 Prozent der Brixner Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Vor allem Tagelöhner, Witwen und Kleinhandwerker leiden oft erbärmliche Not und können sich nur durch Betteln oder stille Almosen durchbringen. Mit dem Bau der "Franzensfeste" rund 10 km nördlich von Brixen wandte sich die Entwicklung der Stadt ab 1833 jedoch deutlich zum besseren. Millionen Gulden wurden in das Großvorhaben investiert, und manches davon fiel auch für Brixen ab: Gasthöfe, Lieferanten, Handwerker und Arbeitskräfte erhielten dank der Festung lukrative Aufträge. Ein bescheidener Wohlstand kehrte in die Stadt zurück. Für die Stadtapotheke wurde das Militär zu einer wichtigen Kundschaft.

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Was unterscheidet die Geschichte der Stadt Brixen um 1800 von jener ihrer Stadtapotheke?

Brixen am Tiefpunkt, die Stadtapotheke hilft und floriert

Für die Stadt Brixen brechen um 1800 harte Zeiten an: Soldatendurchzüge, Krankheiten, Hunger und die Aufhebung des Fürstentums Brixen stürzen einen Großteil der Stadtbevölkerung in Not und Verarmung. Zwischen 1800 und 1830 befindet sich die Stadt an einem Tiefpunkt ihrer Geschichte: Sie wandelt sich von einer einflussreichen bischöflichen Residenz zum abgewirtschafteten Landstädtchen. Der Stadtapotheke bereitet die stürmische Entwicklung manche Sorge, da sie auch die Familie in Gefahr bringt. Aber insgesamt wirken sich Krieg und Krankheit positiv auf den Geschäftsgang aus. Mit dem Einstieg seines Sohnes Anton findet Johann Peter Paul Peer ab 1825 auch Zeit, sich als Stadtbaumeister und "Armenvater" für das öffentliche Wohl in Brixen einzusetzen.

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Geht es den Südtirolern zu gut?

Zivilisationskrankheiten

Der wirtschaftliche Wohlstand führte auch in Südtirol zur Zunahme der Zivilisationskrankheiten. Ungesunde Ernährung und Streß sowie Alkohol und Rauchen - gepaart mit Bewegungsmangel - lassen den Blutdruck steigen und erhöhen die Cholesterinwerte. Zur Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen wurde in den letzten 30 Jahren eine Fülle neuer Arzneimittel entwickelt: Betablocker, Ca-Antagonisten, ACE-Hemmer, Lipidsenker... Gesunde Lebensführung beugt vor und kann das Risiko einer Erkrankung deutlich senken.

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Was darf in einer Reiseapotheke heute nicht mehr fehlen?

Das Kondom als Schutz gegen AIDS

Weltweit gibt es laut vorsichtigen Schätzungen an die 40 Millionen HIV-infizierte Menschen. In Südtirol wurden bis 2001 insgesamt 208 Fälle von AIDS-Erkrankungen registriert. In der Forschung konnte bis heute weder ein Impfstoff, noch eine heilende Therapie entwickelt werden. Neuere Medikamente können zumindest die Lebensqualität verbessern und das Leben von AIDS-Kranken verlängern. AIDS geht uns alle an. Ob Mann oder Frau, jung oder alt, unabhängig vom sozialen Umfeld: jeder kann daran erkranken. Der wirksamste Schutz gegen Ansteckung ist - abgesehen von völliger Enthaltsamkeit - noch immer das Kondom.
1987 wurde am Haus der Stadtapotheke in Brixen der erste Kondom-Automat angebracht. Von medizinischer Seite befürwortet, aber seitens der Geistlichkeit als Verführung der Jugend ablehnend beurteilt, wurde er bald zum Gegenstand eines regen Gedankenaustausches. Im Lauf der Zeit überwog die humorvolle Variante, und noch viele Jahre war der Kondom-Automat allemal eine Erwähnung im Brixner Faschingsblatt oder beim "Stadtlerlachn" wert.

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Machen "happy pills" wirklich glücklich?

Tranquilizer

Die ersten Stimmungsaufheller und Angstlöser kamen in den 1960er Jahren auf den Markt und wurden als "happy pills" (glücklich machende Pillen) verharmlost. Völlig unbedarft gab man anfangs sogar Kindern Valium als Beruhigungsmittel. Heute sind alle Arzneimittel zur Änderung von Verhalten, Erleben und Empfinden - also Psychopharmaka - streng rezeptpflichtig. Die wachsende Zahl seelischer Erkrankungen wird mit Überfluß und Wohlstand in Verbindung gebracht. In Südtirol scheiden mehr Menschen freiwillig aus dem Leben als in anderen Gegenden Italiens.

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Wie kamen die "laufenden Bilder" zu Ignaz Peer?

Der Kinematograph in Brixen

1896 zeigte ein wandernder Kinematograph in Brixen erstmals einen Kurzfilm. Zehn Jahre später bekam die Bischofsstadt ihr erstes ständiges Kino. Das neue kulturelle Angebot wurde zunächst auch von kirchlicher Seite positiv aufgenommen, dann aber als "verwerflich" abgelehnt, nachdem dort einige Filme mit angedeuteter Erotik gelaufen waren.

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Was brachten die "wilden 60er Jahre"?

Die Pille

Bis zur Einführung der Antibabypille Anfang der 1960er Jahre waren Sexualität und Fortpflanzung untrennbar miteinander verbunden. Mit der Entschlüsselung der Sexualhormone schuf der deutsche Chemiker Adolf Butenandt die wissenschaftlichen Voraussetzungen für eine hormonale Beeinflussung des weiblichen Zyklus. Erstmals ließen sich ungewollte Schwangerschaften mit großer Verläßlichkeit vermeiden. Die Pille ermöglichte gezielte Familienplanung und förderte die Gleichberechtigung der Frau in Familie und Beruf. In Südtirol setzte der so genannte "Pillenknick" mit einiger Verspätung ein. Die Zahl der Geburten sank von dem Höchstwert 10 000 Kinder im Jahr 1965 auf 5 000 im Jahr 2000. Wie jedes wirksame Medikament zeigt die Pille unerwünschte Nebenwirkungen, zum Beispiel Übelkeit oder Kopfschmerzen. Im Zusammenhang mit Rauchen, Bluthochdruck oder Übergewicht kann es zur Bildung von Blutgerinnseln kommen. Deshalb bedarf die Einnahme von Hormonen zur Schwangerschaftsverhütung reiflicher Überlegung und ärztlicher Betreuung.

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Was machte 1952 in Brixen der Mai alles neu?

Bischof Gargitter... und die ersten freien Gemeindewahlen seit 1922

Der Mai 1952 war für die Brixner ein freudiger Monat in zweifacher Hinsicht: Am 18. Mai erhält die Diözese Brixen-Säben einen neuen Bischof, den erst 35jährigen Josef Gargitter. Er ist der Hoffnungsträger für die Stadt Brixen, die nach den schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren aus seiner Person neuen Optimismus schöpft. 12 Jahre später - im August 1964 - wird die neue Diözese Bozen-Brixen errichtet, die exakt dem Gebiet von Südtirol entspricht. Für die Brixner ist dies sehr betrüblich, denn Bischof Gargitter verläßt 1972 ihre Stadt und übersiedelt nach Bozen.
Ebenfalls im Mai 1952 erlebt Brixen wie ganz Südtirol die ersten freien Gemeindewahlen seit 1922, wobei zum ersten Mal auf Gemeindeebene das allgemeine Wahlrecht unter Einschluß der Frauen zum Tragen kommt. Die Südtiroler Volkspartei erringt die meisten Sitze. Zum Bürgermeister wird Dr. Valerius Dejaco gewählt, der 16 Jahre lang im Amt bleibt.

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In welcher Sprache wurde Ignaz Peer in der Schule unterrichtet?

Italienisch als Unterrichtssprache

Zu Zeiten der k. und k. Monarchie, aber auch noch während der ersten Jahre italienischer Herrschaft war der muttersprachliche Unterricht selbstverständlich. Ab 1923 wurde jedoch in der ersten Klasse Volksschule der gesamte Unterricht in Italienisch abgehalten, und in den folgenden Jahren allgemein italianisiert. Für die Südtiroler Schüler war der Umstieg nur dann zu schaffen, wenn sie gute Lehrer hatten. Viele Schüler erhielten parallel dazu den verbotenen "Katakombenunterricht" in deutscher Sprache. Ignaz Peer besuchte nach der deutschen Volksschule ab dem 15. Lebensjahr das neu errichtete italienische Staatsgymnasium am Domplatz.

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